Interreligiöses Friedensgebet
(Wir und die anderen – Teil 4)
Vor ein paar Jahren ist bei ein paar Vorträgen von mir ein Mann gewesen, der in einer Großstadt eine interreligiöse Gruppe ins Leben gerufen hatte, um für gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Friedensgebete eine Kommunikationsplattform zu schaffen. Weil er für mehr Vielfalt und neue Impulse sorgen wollte, lud er mich zu einer Veranstaltung dieser Gruppe ein. Dem kam ich dankend nach und war schon sehr gespannt.
Bild oben: Ein „interreligiöser Altar“
Nicht wirklich überrascht war ich, dass ich dort einen polnischen Buddhisten wieder traf, den ich von anderen Veranstaltungen her kannte. Insgesamt war das eine bunt gemischte Gruppe - verschiedene Christen, Buddhisten, Bahai, Juden und ich. Moslems waren trotz mehrfachen Einladungen noch nie dabei gewesen, wie ich erfuhr. Es wurde Andacht gehalten, Gebete gesprochen und auch schön getanzt. Danach ging’s in ein abschließendes Plauderstündchen über.
Ich bin neugierig befragt worden, was das Heidentum denn überhaupt sei und beantwortete viele Fragen schon fast synchron. „Du bist ein absoluter Exot bei uns“, wurde mir von dem polnischen Buddhisten erklärt. Und genauso kam ich mir auch vor. Die vielen Fragen versuchte ich bestmöglich zu beantworten. Das war alles sehr aufregend, ich fühlte mich aber größtenteils ganz wohl in meiner Haut und durchaus angenommen.
Im Nachhinein empfand ich es als bemerkenswert, dass die jüdische Beteiligung an diesem Ritual gar keine Probleme damit hatte, mit einem germanischen Heiden ein interreligiöses Fest zu begehen. Ich hätte gedacht, dass unter anderem durch die immer wieder in den Medien reißerisch dargestellten Zusammenhänge „Nazis und Germanen“ ein Stereotyp verankert worden sei, der gerade bei Juden allein bei dem Begriff „germanisch“ reflektorisch die Nazi-Keule schwingen lässt. Das war aber ganz und gar nicht der Fall. Wieder eine schöne Erfahrung! Die einzigen unentspannten Töne kamen aus einer anderen Ecke…
Gerald Rohfeld
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