Odin hu akbar…
(Wir und die anderen - Teil 1)
…hat nichts damit zu tun, dass Dank der Popularität der Serie „Vikings“ das germanische Heidentum nun auch Ableger in Arabien hätte.
In diesem Artikel geht es vielmehr um das gelebte germanische Heidentum in Deutschland, um sein Selbstbewusstsein und seine Fähigkeit, Andersgläubige zu akzeptieren.
Bild oben: Ostara-Feier mit Beteiligung aus anderen Kulturkreisen
Der VfGH hat ja einige sogenannte Herde bzw. Blótgruppen. Hierbei handelt es sich um lokale Ritualgruppen, die vor Ort ihre religiösen Feste feiern, um zur Teilnahme an heidnisch-germanischen Kulthandlungen nicht durch die halbe Republik fahren zu müssen. Und einer davon sind wir – der Herd mit dem Namen Langhus im Norden Deutschlands.
Wir feiern schon seit vielen Jahren miteinander und haben sogar eigene Ritualplätze, die wir für unsere Feste nutzen. Über die, man kann schon fast sagen Jahrzehnte hinweg kamen und gingen viele Menschen und nahmen an unseren Ritualen teil. Mal zog einer her, mal zog einer weg. Mal bahnten sich Freundschaften an, mal zerbrachen sie. Und es wurden neue Gruppen gefunden. Es kommt nämlich nicht nur auf die regionale Zugehörigkeit an, sondern auch auf den „Nasenfaktor“ und das ist auch gut so.
Ab und zu sind auch mal „neue“ Leute dabei, die so ein Ritual mal kennen lernen möchten. In einem gewissen Rahmen ist das ja auch kein Problem. Wir legen allerdings Wert darauf, dass nicht zu viele unbekannte Charaktere auf einmal dabei sind und dass man auch Zeit hat, sich ein wenig kennen zu lernen, damit die gemeinschaftliche Harmonie gewahrt bleibt. Das hat sich langfristig bewährt.
Eine Zeit lang hat eine Türkin aus dem Bekanntenkreis unsere Feste mitgefeiert. Einerseits fand sie uns als Gemeinschaft richtig nett und andererseits hatte sie Gefallen an unseren Ritualen gefunden. An den Vorbereitungen und den Kulthandlungen hatte sie auch teilgenommen. Viel gesprochen hatte sie allerdings nie. Das mag an ihrer zurückhaltenden Art gelegen haben aber sicherlich auch an einer leichten sprachlichen Barriere. Umso bemerkenswerter fand ich die Tatsache, dass sie im Rahmen eines Rituals einmal das Horn erhob und in die Runde toastete: „Auf die germanischen Götter!“
Ein paar Rituale später frug ich sie, was sie denn für eine Religiosität hätte. Sie antwortete mir, dass sie Muslima sei. Das war für mich wirklich bemerkenswert, denn gerade bei Moslems ist es nach meinem Kenntnisstand eine absolute Todsünde, einen anderen Gott anzurufen bzw. anzuerkennen als Allah, dessen Prophet Mohammed ist. Elementarer noch, als beispielsweise Bier oder Wein zu trinken oder mit Polytheisten gemeinsam an einem Tisch zu sitzen.
Um ehrlich zu sein, hatte keiner von uns sie vorher gefragt, an was sie glaubt. Sie war einfach nur eine Interessierte, die sich offen gemacht hatte und in etwas für sie „exotisches“ hineinschnupperte – was natürlich nur funktionierte, weil wir von uns aus halt einfach eine nette Gruppe sind. Bei einem Haufen verbitterter Glaubensfunktionäre hätte sie bestimmt nicht versucht, sich bei heidnisch-germanischen Ritualen mit einzuklinken.
Leider hat sie – unter anderem aus Mobilitätsgründen - keine Möglichkeit mehr, bei uns mitzumachen. Bei unserem letzten Ritual zu Ostara unterhielten wir uns über sie und waren einhellig der Meinung, dass sie gut mit dazu passte und sich auf ihre stille Weise gut einbrachte.
Gerald Rohfeld
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